INTERVIEW mit Bärbel Systermann (Geschäftsführerin Kabouter Bio-Vollkornbäckerei)

Traditionelles Handwerk im modernen Zeitalter

„Entschuldigen Sie mich, bitte. Ich muss einmal kurz ans Telefon gehen.“ Wer unsere Bio-Vollkornbäckerei schon einmal persönlich besucht hat und Geschäftsführerin Bärbel Systermann „nur mal eben Hallo sagen“ wollte, kennt diese Situation. Ein kurzer Anruf, eine kleine Bestellung und – schwupps – schon liegt der letzte Gedanke wieder meilenweit zurück. Es war also an der Zeit etwas zu ändern. Da kam das Jubiläumsjahr fast schon recht, denn in den zurückliegenden Monaten hat sich in der Kabouter-Backstube und darum herum einiges getan, wie Geschäftsführerin Bärbel Systermann im Interview verrät.


Frau Systermann, das Jubiläumsjahr zum 40. Bestehen der Kabouter Bio-Vollkornbäckerei liegt hinter Ihnen. Welche Erinnerungen an 2019 haben Sie mit ins neue Jahr „gerettet“?

Bärbel Systermann: (lacht) Oh, es war so einiges los bei uns. Wir haben es geschafft, die Bäckerei, das Sortiment und auch die Kommunikation neu auszurichten. Ich würde sagen, das Gesamtwerk ist in der Rückschau wohl das größte Geschenk, das wir uns selbst gemacht haben. Daran waren jedoch viele Personen beteiligt, denen ich nunmehr an dieser Stelle auch einmal von Herzen „Danke“ sagen möchte.


Doch der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, oder?

Bärbel Systermann: Nein, er ist noch in vollem Gange oder besser: wir sind mittendrin. Denn eine Sache liegt uns noch sehr am Herzen, und hier sind wir auf Grund des enormen Aufgaben-Pensums in der Backstube zu einer Umstellung gezwungen.


Was meinen Sie genau?

Bärbel Systermann: Wir mussten unser Bestellwesen umstellen. Bislang waren es viele Kundinnen und Kunden gewohnt, ihre Brotbestellung bei uns auf telefonischem Wege aufzugeben. Doch haben sich besonders in den vergangenen Jahren die Bedürfnisse und die Aufgaben in der Backstube selber so verändert, dass wir hier entscheidend eingreifen mussten. Es ist schlicht und einfach nicht mehr möglich, während eines laufenden Backprozesses telefonische Brotbestellungen entgegenzunehmen. Auch wurde von außen ein Wunsch an uns herangetragen.


Wie lautetet dieser Wunsch?

Bärbel Systermann: Die Zeiten der Kommunikation haben sich geändert. Auch die Kabouter-Freunde nutzen mehr und mehr Smartphones oder die gängigen Online-Plattformen für eine Bestellung oder eine Nachfrage. So wurden wir gefragt, warum man bei uns nicht online sein Brot für einen bestimmten Tag vorbestellen könne. Und da haben wir uns gesagt: Warum denn eigentlich nicht?


Was genau haben Sie umgestellt?

Bärbel Systermann: Bereits seit den ersten Tagen im Januar 2020 ist es nicht mehr möglich, Bestellungen per E-Mail oder per Telefon an uns zu richten. Vielmehr können unsere Kundinnen und Kunden nun bequem über ein Online-Formular unter www.backstubenverkauf.de ihre Bestellung aufgeben. Nach diesem Vorgang erhält der Kunde eine E-Mail an die vom ihm hinterlegte E-Mailadresse. Dort ist dann auch das zuvor gewählte Abholdatum vermerkt.


Sind auch Sondervermerke oder Sonderbestellungen möglich?

Bärbel Systermann: Ja, natürlich. In unserer Backstube fertigen wir nicht an jedem Tag die gleichen Brote. Besonders beliebt sind übrigens einige Brote, die es nur am Freitag in der Backstube, der Filiale oder bei unseren Partnern gibt. Namentlich zum Beispiel viele unserer Stuten, aber auch das Pflaume-Walnuss-Brot, der Brandmeister oder die Walnuss-Kruste. Auch diese Brote können am Montag online bestellt, aber erst am Freitag bei uns abgeholt werden. Darüber hinaus haben wir auch Platz für Vermerke oder Ähnliches gelassen. Aber glauben Sie mir, für die Bestellung eines halben Brotes den Backprozess aufzuhalten, das war nicht mehr zeitgemäß.


Aller Anfang ist schwer und Veränderungen durchzusetzen benötigt auch Mut. Wie sind die ersten Resonanzen?

Bärbel Systermann: Man hofft natürlich immer, dass alles reibungslos läuft. Das war auch hier nicht der Fall. Aber ich bin wirklich positiv überrascht über das gute Feedback in der Backstube. Selbstverständlich kamen auch Nachfragen. Aber wenn ich das Problem aus meiner Sicht schildere, zeigt jeder dafür Verständnis. Außerdem hilft uns diese Umstellung dabei, Fehler zu vermeiden und unsere gewohnte Kabouter-Qualität so auch weiter sicherzustellen. Dazu ist es auch weiterhin möglich, persönlich bei uns in der Backstube oder in der Filiale zu bestellen. Nur der E-Mail-Prozess und die telefonische Bestellmöglichkeit wurden abgeschafft.


Sie klingen und sehen erleichtert aus, Frau Systermann…

Bärbel Systermann: In der Tat, das bin ich auch. Ich weiß, dass wir uns auf unsere großartigen Kundinnen und Kunden schon seit so langer Zeit verlassen können. Aber es ist umso schöner, dass auch sie gewillt sind, mit uns diese Umstellung anzustoßen. Und das freut mich wirklich sehr.